Laut Mietervertretern sind die Wohnungsmieten punkto Inflation der Preistreiber der Nation. Zahlen der Statistik Austria beweisen genau das Gegenteil.
Die bisher durchgeführten Valorisierungen bei den Mieten entpuppen sich laut Mietervereinigung als „Mietpreisspirale“, die sich kontinuierlich nach oben bewegt.
Das Entgegennehmen bzw. Vorschreiben der Miete durch den Vermieter wird kurzerhand zum „Abkassieren“ oder – noch abwertender – als „Abzocke“ bezeichnet. Vermieter würden „hohe Sondergewinne“ einfahren und sich mit ihrer „Profitgier“ auf Kosten der Mieter bereichern. Die Arbeiterkammer behauptet sogar, dass 5,5 Milliarden Euro in den Mietzinsreserven für Investitionen bereitliegen. Darüber hinaus würden die Mieten die Inflation antreiben.
Mieten sind laut SPÖ „praktisch risikoloses Kapitaleinkommen“.
Behauptungen ohne Grundlagen
Die offiziellen Zahlen der Statistik Austria widersprechen den Behauptungen der Mietervertreter. Ganz klar: Die Mieten sind keine Inflationstreiber – im Gegenteil:
Zwar ist laut Statistik Austria in der Periode Jänner 2021 bis Dezember 2022 die Verbrauchsgruppe „Wohnen, Wasser, Energie“ um 25,9 Prozent gestiegen. Bricht man diese Verbrauchsgruppe auf die einzelnen Untergruppen herunter, ergibt sich aber ein anderes Bild: So stiegen „bezahlte Wohnungsmieten“ in diesem Zeitraum nur um 3 Prozent (!), während „Instandhaltung und Reparatur der Wohnung“ um 25,9 Prozent gestiegen sind. „Wasserversorgung und sonstige Dienstleistungen“ (Wohnung) stiegen um 6,9 Prozent. „Elektrizität, Gas und andere Brennstoffe“ (Wohnung) stiegen hingegen um 54,1 Prozent.
Gerne wird übersehen, dass nicht nur Mieten, Baukosten, Lebensmittel & Co steigen. Auch die Einkommen werden um die Inflation angehoben. Eine kürzlich vorgenommene Berechnung der Agenda Austria kommt zu dem Ergebnis, dass die Wohnkosten seit Jahren nahezu unverändert bei knapp einem Fünftel des verfügbaren Haushaltseinkommens liegen. Mit der aktuellen Teuerungswelle liegen die Wohnkosten gemessen am Haushaltseinkommen in etwa auf dem Niveau des Jahres 2013. Die Agenda Austria hat auch die Wohnkostenbelastung in Europa unter die Lupe genommen und festgestellt, dass Wohnen in Österreich im europäischen Vergleich noch immer vergleichsweise günstig ist.
Bisher hat die Arbeiterkammer natürlich auch nicht offengelegt, wo denn die Mietzinsreserve liegt und wie sie die angebliche Mietzinsreserve von 5,5 Milliarden Euro errechnet haben will. Die Mietzinsreserve ist eine fiktive Rechengröße, die nicht einmal ausbezahlt wird, wenn das Haus verkauft wird. Die Arbeiterkammer nimmt eine fiktive Rechengröße und erhöht sie fiktiv und schon wird behauptet, es würden Milliarden für die Sanierung bereitstehen.
Nicht überzeugend ist der Hinweis der SPÖ, ein Eigentümer würde von der Wertsteigerung seiner Immobilie profitieren. Dazu kommt es doch nur, wenn sich der Eigentümer von ihr trennt – ansonsten kann er vom Haus ja nicht „abbeißen“.
Auch wird übersehen, dass Vermieten kein risikoloses Geschäft auf Kosten der Mieter ist. Der Besitz einer Immobilie erfordert laufend Investitionen in den Gebäudebestand. Zusätzliche Auflagen und Investitionen kommen aufgrund des Klimawandels – Stichwort „Ausstieg in erneuerbare Energien“ und „thermische Sanierung“ – hinzu. Hier muss der Eigentümer zahlreiche kaufmännische Entscheidungen treffen und neben viel Geld auch viel Zeit und Mühe investieren.
Kampagnen dieser Art sorgen jedenfalls für große Verunsicherung bei den Menschen und schüren Misstrauen gegen eine Personengruppe, die anderen Menschen Wohnraum gegen Entgelt zur Verfügung stellt und von den Auswirkungen der Teuerungen ebenso betroffen ist. Bedenklich ist, dass die in der Öffentlichkeit verbreiteten Behauptungen oft einer Grundlage entbehren, aber so lange gepredigt werden, bis sie sich in den Köpfen der Menschen festsetzen und vorbehaltlos geglaubt werden. Unsere Aufgabe liegt darin, aufzuklären und richtig zu stellen sowie durch sachliche Argumente eine Stimme in der Öffentlichkeit zu erlangen.
Dass sich 60 Prozent der Mietverhältnisse im Bereich der öffentlichen Hand befinden und dort ausreichend Möglichkeiten zur Wohnversorgung bestünde, bleibt unerwähnt – ja auch dort muss man Entscheidungen treffen.